CONZERTINA

    Werkstatt für Handzuginstrumente Nürnberg    -    Akkordeons, Bandoneons, Konzertinas



 

Der Tango und das Bandoneon

Es gibt eine Geschichte des Bandoneons, bevor es in Río de La Plata (Buenos Aires und Montevideo, Argentinien und Uruguay) angekommen ist, und sie findet in Deutschland statt. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland Bandoneons mit unterschiedlicher Anzahl an Tönen (88, 100, 130 u.a.) und verschiedenen Griffsystemen, aber das Instrument, das in Buenos Aires ankommt, hat 130 Töne und das sogenannte Rheinische Griffsystem. In der Stadt am Río de la Plata ist der Tango am Entstehen und scheint auf dieses deutsche Instrument geradezu gewartet zu haben.

In Buenos Aires wollen die neuen Bandoneonspieler bald eine Erweiterung und ein paar kleine Änderungen bei der Tonbelegung für ihre Instrumente haben, so entsteht ein Instrument mit 142 Tönen (die Bassseite wird um 2 und die Diskantseite um 4 Knöpfe erweitert) mit „Argentinischem“ Griffsystem, das eine Erweiterung des Rheinischen Systems ist. Dieses 142-tönige Instrument (mit Oktavstimmung, mehr dazu später) bauen die deutschen Hersteller (vor allem ELA und später AA) einzig für den südamerikanischen Markt (zehntausende in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts). Und es ist das einzige Bandoneon, das man auf beiden Seiten des Río de la Plata bis heute kennt.

In Deutschland war die Entwicklung aber anders. Aufgrund der verschiedenen Griffsysteme ist es schwierig, Instumente in den Bandonionvereinen (ja, es gab viele in Deutschland) zu tauschen, Lehrbücher zu schreiben, Musik zu arrangieren, so dass man die Notwendigkeit sieht, ein einziges System für das ganze Land zu haben. So entwickelt 1924 der Deutsche Konzertina- und Bandonion- Bund (ja, es gab so einen Bund) das Einheitsbandonion, mit 128 oder 144 Tönen. Aber der Wunsch nach Einheit und Ordnung wurde nicht ganz erfüllt, und Bandoneons mit 104, 106, 110, 116 Tönen und Rheinischem Griffsystem wurden weiter hergestellt. Zum Glück, müssen wir sagen, weil das die kleinen Geschwister des Tango-Bandoneons sind, die eine gute Alternative für Einsteiger darstellen.

Es gibt aber noch etwas: das Bandoneon, das die Seelen der Porteños erobert hat, hatte einen bestimmten Klang, der daraus resultiert, dass immer wenn man einen Knopf drückt zwei Stimmzungen schwingen: der Ton und eine Oktave darüber. Das heißt Oktavstimmung, und so wurden alle Bandoneons in dieser Zeit gebaut.

Aber parallel zur Entwicklung des Einheitsbandoneons entwickelt sich in Deutschland ein anderes Klang-Ideal, eher am Akkordeon-Klang orientiert: der Schwebeton. Wir haben keine reine Oktave mehr, stattdessen wird der Ton verdoppelt und leicht (oder nicht so leicht, je nach Geschmack) verstimmt, sodass eine Schwebung (oder fälschlich „Tremolo“) entsteht.

Wir haben also in Deutschland um 1930 Einheitsbandoneons (fast immer mit Schwebeton) und 104- bis 130-tönige Bandoneons mit Rheinischem Griffsystem (meistens mit Oktavstimmung, oft aber auch mit Schwebeton).

Wenn man in Deutschland nach Bandoneons im Internet sucht, findet man diese ganze Palette, mit verschiedenen Tonbelegungen und Klangvarianten (Oktavstimmung oder Schwebeton). Vereinzelt sind auch 142er „Tango Bandoneons“ zu finden, sie wurden aber nur für den südamerikanischen Markt hergestellt, sodass sie Re-Importe sind, deswegen relativ selten und teuer.

Was wir anbieten sind kleinere Bandoneons (104 bis 130 Töne), mit Rheinischem/Argentinischem Griffsystem und Oktavstimmung. Diese Instrumente sind eine günstige Alternative für Anfänger, denn wenn man später auf das 142er Bandoneon umsteigen möchte, muss man nicht umlernen, sondern kann einfach erweitern, was man schon gelernt hat. Und sie sind schon so vollständig, dass man sich sehr lange damit beschäftigen (und dabei Spaß haben) kann, bevor man den nächsten Schritt macht.